Corona- Krise: Tipps für Eltern

06.02.2019

Starke Kinder brauchen starke Eltern - Das Buch zum Elternkurs des Kinderschutzbundes ist wieder erhältlich!
Das Buch beschreibt, wie ein Familienklima in gegenseitigem Respekt, ohne Gewalt und Brüllerei, ohne Gewinner und Verlierer gelebt werden kann. Der anleitende Erziehungsstil, der in Starke Eltern-starke Kinder® Elternkursen befürwortet wird, zeigt Eltern, wie sie positive Vorbilder für ihre Kinder sein können, ohne auf körperliche Bestrafungen oder seelische Verletzungen zurückgreifen zu müssen. Ziel des Elternkurses und dieses Buches ist es, Mitsprache und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Kinder aufzuzeigen. Paula Honkanen-Schoberth hat Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie studiert und ist eine ausgebildete Familientherapeutin. Sie wirkte federführend beim Ausarbeiten des Elternkurskonzeptes Starke Eltern-Starke Kinder® mit. Von 2007 – 2016 war sie Geschäftsführerin im Kinderschutzbund Bundesverband. Ihr Buch „Starke Kinder brauchen starke Eltern“ ist leicht verständlich geschrieben und unabhängig vom Besuch eines Elternkurses. Es beschreibt viele praktische Beispiele aus dem Leben von Eltern und Kindern.
Das Buch kann zum Preis von 10 € zzgl. Versand per Mail an Paula.Honkanen@t-online.de bestellt werden.

 


Der Corona- Virus breitet sich immer mehr aus, und dadurch kommt es zum Erliegen der ganz normalen sozialen Kontakte. Freizeiteinrichtungen und Cafés sind geschlossen. Die Großeltern sehen ihre Enkelkinder nicht und Menschen in Pflegeeinrichtungen haben auch weniger Kontakte zu Angehörigen. Eltern fühlen sich nun oft einsam, weil sie keine Unterstützung bekommen, die sie gerade jetzt so sehr von Freunden, sozialen Einrichtungen oder Großeltern bräuchten.

Abstand halten ist das neue Motto in der Gesellschaft geworden.

Wichtig ist, dass wir aber weiterhin im Herzen Nähe bewahren und uns die zeitweilig bedrückende Situation nicht vereinsamen lässt.

Zurzeit gibt es viele Eltern, die diese neue Situation überfordert. Nun wird ggf. im Home-Office gearbeitet, die Kinder sind zu Hause und müssen ihre Hausaufgaben erledigen. Es türmen sich Wäscheberge an, es wird geputzt und gekocht. Wer einen Garten hat, hat Glück, der kann seine Kinder bei diesem wunderbaren Wetter eine Runde nach draußen schicken. Wer in einer kleineren Wohnung lebt, ohne Balkon, hat da schon andere Schwierigkeiten für die Bewegung der Kinder zu sorgen.

Wichtig ist, gerade jetzt nicht in Stress zu geraten. Es ist notwendiger denn je, das Beste aus der Situation zu machen und keinen Druck zu verspüren. Die Zeit in unseren vier Wänden wird wohl noch länger andauern, und die Krise in der Familie wird vielleicht auch noch kommen. Wichtig ist vorzusorgen.

Unsere Kinder bemerken sehr deutlich die angespannte Situation zu Hause. Das beste Mittel dagegen:

Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber!

Die Kommunikation mit unseren Kindern ist natürlich nicht immer einfach. Wer mit Kindern reden möchte, der muss auch eine verständliche Sprache benutzen.

Kinder brauchen unser Mitgefühl und unsere Aufmerksamkeit. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen aufzeigen, wie Kommunikation mit Kindern gelingen kann.

 

Sie zeigen respektvolles Verhalten gegenüber ihrem Kind, wenn Sie

  • aufmerksam sind und zuhören, wenn Ihr Kind etwas erzählt. Wenn Sie schon mit den Gedanken bei anderen Dingen sind, werden Sie Ihrem Kind nicht mehr folgen können und evtl. entstehen dann schon Missverständnisse.

  • Verständnis zeigen: evtl. auch mit einem Wort wie „Ich verstehe“

  • dem Gefühl einen Namen geben: „Das hat dich wohl gefreut“ oder „Da warst Du wütend“

  • Gespräche einleiten: „Mich würde Deine Meinung dazu interessieren. Was denkst Du darüber?“ „Stimmt etwas nicht?“ So können Sie mit Ihrem Kind in Kontakt kommen und keine „Ja“- oder „Nein“- Antworten provozieren.

 

So kann der Austausch mit Ihrem Kind gelingen (vor allem wenn Sie etwas mitteilen möchten, das Ihnen wirklich wichtig ist)

Hier ein paar Beispiele:

  • Blickkontakt aufbauen: Begeben Sie sich auf Augenhöhe des Kindes und nehmen Sie Blickkontakt auf, wenn das Kind mit Ihnen spricht. So zeigen Sie, dass das Kind im Vordergrund steht.

  • Stimmiges Verhalten: Mimik und Sprache müssen übereinstimmen. Wenn Sie Ihren Kindern etwas Ernsthaftes mitzuteilen haben, sollten Sie eine ernsthafte Haltung und Mimik haben. Können Sie über etwas lachen, sollten Sie dies auch ruhig frei und offen tun.

  • Beschreiben Sie, was Sie sehen: „Ich sehe, dass im Badezimmer das Licht brennt“, „Der Wasserhahn läuft“ oder „Im Flur liegt noch eine Jacke auf dem Boden“, „Da liegen noch viele Krümel auf dem Tisch“. Sie werden sich wundern, wie schnell die Kinder auf solch kleine Hinweise reagieren.

  • Kinder nicht anmeckern sondern informieren: „ Die Wurst wird schlecht, wenn sie nicht im Kühlschrank steht“ oder „Es wäre mir eine große Hilfe, wenn Du deine getragene Wäsche in die Waschmaschine legst“.

  • keine langen Reden schwingen. Viele Kinder mögen es nicht sehr gerne, lange Belehrungen von uns Erwachsenen zu hören. Vielleicht geht eine Mitteilung auch knapper. „Kinder, das Essen steht auf dem Tisch“, „Bitte Schuhe anziehen, wir gehen spazieren“

  • Über die eigenen Gefühle sprechen. Wichtig ist, dass wir sagen was uns verletzt und belastet. „Ich bin müde und deshalb nicht so gut drauf“. „Das Knallen der Tür war extrem laut, es hat mich erschreckt“, „Ich bin darüber traurig, dass wir uns gestritten haben.“

 

Vielleicht fragen Sie sich:

Und was, wenn ich das gerade jetzt alles nicht schaffe ?

Es ist normal das Eltern aufgrund der jetzigen Situation beunruhigt sind. Es ist normal, sich als Eltern gestresst und überfordert zu fühlen. Diese Situation trat auch schon vor der Corona- Krise auf. Viele Eltern haben heute eine Menge Aufgaben, die sich scheinbar nur noch im Stress miteinander verbinden lassen.

Vielleicht haben Sie selber gesundheitliche Probleme, Angst vor Krankheit oder Sie haben unglaublich viel zu erledigen. Vielleicht bedrückt Sie die finanzielle Ungewissheit in dieser Corona- Krise oder auch der Streit unter den Kindern oder mit dem Partner/ der Partnerin. All das kann das persönliche Empfinden in dieser Zeit verschlechtern und unseren Stress nochmals erhöhen.

Die Folge: Überforderung im Alltag. Das alles kann zu Streit und einem schlechten Miteinander führen.

Wenn es Ihnen so geht, und Sie sich überfordert fühlen, oft schlechte Laune haben und vermehrt mit den Kindern schimpfen oder schreien, oder auch noch weitere Grenzen überschreiten, haben Sie eine Möglichkeit. Sie können sich Hilfe holen.

Aus Unwissenheit oder auch Überforderung passieren Fehler in der Erziehung.

 

Das können Sie als Erwachsener tun:

Alle Eltern, die Unterstützung brauchen, dürfen sich gerne mit ihrem Anliegen an die Mailadresse info@dksb-coe.de des DKSB KV Coesfeld e.V. wenden.

Des weiteren hat die „Nummer gegen Kummer“ das Elterntelefon und das Kinder- und Jugendtelefon eingerichtet. Diese helfen kostenlos vom Handy oder Festnetz, anonym und vertraulich- damit aus Fragen und kleinen Sorgen keine Probleme oder Krisen werden.

Nummer gegen Kummer e.V. ist Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund.

Das Elterntelefon

0800 111 0 550 – Beratungszeiten: montags bis freitags 9 bis 11 Uhr, dienstags und donnerstags 17 bis 19 Uhr

 

Das Kinder- und Jugendtelefon

116111- Beratungszeiten: montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr

 

 

Versuchen Sie, die positiven Dinge in dieser Krise zu sehen!

Hier ein paar Dinge, die Sie tun können, damit Ihnen die Decke mit Ihren Kindern nicht auf den Kopf fällt.

Nutzen Sie die Zeit, um mit Ihren Kindern in Kontakt zu kommen.

Nun können Sie unglaublich viel von Ihren Kindern erfahren und Ihnen sehr nah sein.

Sehen Sie es als Chance.

 

Spielen Sie Spiele, basteln Sie etwas für Ostern, backen Sie Plätzchen und genießen Sie diese Kekse in der freien Natur mit Ihrer Familie. Arbeiten Sie immer dann, wenn auch die Kinder an den Hausaufgaben arbeiten. Setzen Sie sich gemeinsam an den Tisch und bestimmen Sie eine Zeit. Es ist übrigens normal, dass das Arbeiten von Zuhause nicht das gleiche ist, wie z.B. im Büro. Kinder haben Bedürfnisse und werden es schlecht aushalten, uns in unserer Arbeit nicht zu stören. Sie werden uns immer wieder unterbrechen oder wir müssen unterstützen. Das ist wirklich normal. Lassen Sie sich Zeit. Gehen Sie so oft es geht nach draußen. Kinder brauchen Bewegung. Ein Spaziergang im Wald oder eine Runde auf dem Trampolin im Garten tut wahre Wunder.

Schreiben Sie Ihren Liebsten in der Ferne eine Postkarte oder versenden Sie gemalte Bilder per Post, um Ihren Angehörigen oder Freunden näher zu sein.

Stellen Sie sich Blumen auf Ihren Tisch. Gönnen Sie sich etwas Schönes für Ihr Auge. Vielleicht tun Sie etwas für sich selbst und lesen ein Buch oder fangen an etwas zu zeichnen oder ein Gericht zu kochen, dass Sie schon immer ausprobieren wollten. Nun gibt es vielleicht Gelegenheit dazu.

Und noch etwas ganz tolles: Kinder können uns wunderbar helfen und unterstützen!

Gerade die jüngeren Kinder wollen uns oft eifrig assistieren. Deshalb ist es sinnvoll, sie frühzeitig mit kleinen Aufträgen einzubeziehen. So wird das Mithelfen zur Basis für das Wir-Gefühl in der Familie und dafür, dass Kinder später ganz selbstverständlich Aufgaben übernehmen. Regeln Sie zum Beispiel für Zuhause, wer den Tisch deckt oder ob vielleicht ein Kind die Wäsche mit Ihnen sortiert.

Kinder können prima in der Küche beim Kochen helfen. Sie können je nach Alter, Kartoffeln schälen oder vielleicht mit größeren Geschwistern zusammen einen Kuchen selber backen. Fragen Sie am Ende der Woche nach, welche Gerichte gekocht werden sollen und stellen Sie einen Essensplan auf. Zusammen Essen ist Familienzeit. Denn hier geht es nicht nur ums Essen, sondern auch um Gespräch und Austausch mit der ganzen Familie.

 


Zu guter letzt möchten wir Sie noch auf das Schreiben des französischen Bildungsministeriums an alle Eltern aufmerksam machen:

"Liebe Eltern mit schulpflichtigen Kindern

Möglicherweise neigen Sie dazu, einen minutengenauen Zeitplan für Ihre Kinder zu erstellen. Sie haben große Hoffnungen auf stundenlanges Lernen, einschließlich Online-Aktivitäten, wissenschaftlichen Experimenten und Buchberichten. Sie beschränken die Technologie, bis alles erledigt ist! Aber hier ist die Sache ...

Unsere Kinder haben genauso viel Angst wie wir jetzt. Unsere Kinder können nicht nur alles hören, was um sie herum vor sich geht, sondern sie spüren auch unsere ständige Spannung und Angst. Sie haben so etwas noch nie erlebt. Obwohl die Idee, 4 Wochen lang nicht zur Schule zu gehen, großartig klingt, stellen sie sich wahrscheinlich eine lustige Zeit wie Sommerferien vor, nicht die Realität, zu Hause gefangen zu sein und ihre Freunde nicht zu sehen.

In den nächsten Wochen werden die Verhaltensprobleme Ihrer Kinder zunehmen. Ob es Angst, Wut oder Protest ist, dass sie die Dinge nicht normal machen können - es wird passieren. Sie werden in den kommenden Wochen weitere Anfälle, Wutanfälle und oppositionelle Verhaltensweisen sehen. Dies ist normal und wird unter diesen Umständen erwartet.

Was Kinder jetzt brauchen, ist sich wohl und geliebt zu fühlen. Fühlen, dass alles gut wird. Und das könnte bedeuten, dass Sie Ihren Zeitplan auseinander reißen und Ihre Kinder ein bisschen mehr lieben müssen. Kekse backen und Bilder malen. Spielen Sie Brettspiele und schauen Sie sich Filme an. Machen Sie gemeinsam ein wissenschaftliches Experiment oder finden Sie virtuelle Ausflüge in den Zoo. Starten Sie ein Buch und lesen Sie gemeinsam als Familie. Kuscheln Sie sich unter warme Decken und tun Sie nichts.

Machen Sie sich keine Sorgen, dass sie in der Schule rückwärts gehen. Jedes Kind ist in diesem Boot und alles wird gut. Wenn wir wieder im Unterricht sind, werden wir alle den Kurs korrigieren und sie dort treffen, wo sie sind. Lehrer sind Fachexperten! Wähle keine Kämpfe mit deinen Kindern, weil sie nicht rechnen wollen. Schreien Sie Ihre Kinder nicht an, dem Programm nicht zu folgen. Setzen Sie keine 2 Stunden Lernzeit ein, wenn sie sich dagegen wehren.

Wenn ich Ihnen eines überlassen kann, dann ist es das Folgende: Am Ende wird die psychische Gesundheit unserer Kinder wichtiger sein als ihre akademischen Fähigkeiten. Und was sie in dieser Zeit fühlten, wird ihnen noch lange erhalten bleiben, nachdem die Erinnerung an das, was sie in diesen vier Wochen getan haben, längst verschwunden ist. Denken Sie jeden Tag daran.

Bleiben Sie gesund!"


Wir wünschen Ihnen für die kommende Zeit alles erdenklich Gute, viel Kraft und Geduld. Wir denken an Sie und hoffen, dass Sie sich Hilfe holen, wenn Sie diese brauchen. Seien Sie stark und positiv zu Ihren Kindern. Sie werden Sie dafür lieben, wenn Sie Ihnen Mitgefühl und Aufmerksamkeit geben. Das Corona- Virus schränkt uns ein. Gerade in schwierigen Zeiten ist Humor in der eigenen Familie aber besonders wichtig. Lachen Sie mal wieder zusammen und bleiben Sie alle gesund!

Das Team vom Kinderschutzbund Kreisverband Coesfeld e.V.